Spurensuche

Methodologische Potentiale der Semiotik in der historisch-kulturwissenschaftlichen Forschung

Wissenschaftlicher Workshop
des Forums Junge Kulturwissenschaften
am 25.06.2010
im Haus Maria Frieden in Mainz

Die Semiotik gehört zu den wichtigsten Traditionslinien der modernen Kulturwissenschaften. Als umfassende Lehre von den Zeichen befasst sie sich mit einem der wichtigsten Gegenstände kulturwissenschaftlicher Forschung: Zeichen, also Artefakten, die Informationen über Zeit und Raum hinweg übermitteln und denen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive große Relevanz zugeschrieben wird. Zeichen sind dabei zunächst definiert als "etwas, das für etwas anderes steht". In Anlehnung an Charles Sanders Peirce wird dabei weiter differenziert in Index (ein Zeichen, das zu dem Bezeichneten in einer kausalen Beziehung steht), Ikon (ein Zeichen, das dem Bezeichneten ähnlich sieht) und Symbol (ein Zeichen, das zu dem Bezeichneten in einer willkürlichen, z.B. durch Konvention geschaffenen Beziehung steht).

Paradigmatisch denkt man bei solcherart definierten Zeichen meist an Wörter oder Bilder. Tatsächlich hat sich der deutlich größere Teil semiotischer Bemühungen in der jüngeren Vergangenheit auf konventionelle Zeichensysteme wie Sprachen oder auch auf Bilder gerichtet. Damit geriet jedoch eine wichtige semiotische Tradition teilweise in Vergessenheit: die Konzentration auf sogenannte indexikalische Zeichen. Schon in der Antike wurde das Augenmerk eher auf Zeichen von etwas als auf Zeichen für etwas gelegt. Zeichen galten als Spuren, deren Ursprung herauszufinden war, als Symptome eines bisher noch nicht entdeckten Sachverhaltes, den es aufzuspüren galt.

Die These dieses Workshops lautet: Eine auf indexikalische Zeichen konzentrierte Semiotik ist der angemessenere methodologische Zugriff auf grundlegende Forschungsprobleme der Historischen Kulturwissenschaften als eine auf menschliche Symbolsysteme konzentrierte Perspektive.

Den damit verbundenen Fragen soll auf dem Workshop nachgegangen werden: Was bedeutet es, wenn Historische Kulturwissenschaftler gleich welcher Disziplin die Quellen ihrer Forschung als indexikalische Zeichen, sprich: als Spuren einer vergangenen Wirklichkeit, die sie zu rekonstruieren versuchen, verstehen? Das kann sowohl forschungspraktische (Wie finde ich eigentlich die Spuren der mich interessierenden Vergangenheit?) als auch methodische (Wie gehe ich mit solchen Spuren um? Wie lese ich sie?) und methodologische (was bedeutet das für die Selbstreflexion historisch‐kulturwissenschaftlicher Forschung?) Implikationen haben.

Der Workshop wird begleitet von Prof. Dr. Søren Kjørup (Roskilde).

(> mehr zum Forum Junge Kulturwissenschaften)

Organisatorische Informationen

Konzeption und Planung: Andreas Frings, Andreas Linsenmann, Sascha Weber

Kontakt: Sascha Weber ( sascha.weber@uni-mainz.de)

Programm: > pdf

Veranstaltungsort: Haus Maria Frieden, Weintorstraße 12, 55116 Mainz