
Princeton University
Department of German
Workshop "Eintragen. Das Notizbuch als epistemologisches Lese- und Schreibformat"

GFK-Fellow Prof. Dr. Nikolaus Wegmann, Zentrum für gesellschaftliche Verantwortung, Albert-Schweitzer-Str. 113-115, 55128 Mainz, 9-17 Uhr
In der Literaturwissenschaft gilt es als sicher, dass große Autoren Werke geschrieben haben. Ebenso sicher ist aber auch, dass nahezu alle Autoren Notizbücher geführt haben, die als bloße Vorstufen von Werken unzureichend beschrieben sind. Notizbücher, das ist die Arbeitshypothese für den Mainzer Workshop, sind ein eigenes Lese- und Schreibformat. Als Medien und Gegenstände der philologischen Neugier erfordern die Notizbücher eine genaue Beschreibung und eine eigene Forschung: Die schiere Masse an Notizen hat Auswirkungen auf den forschenden Zugriff: Wie lassen sich Notizbücher als eigene Formate und als ganze Textkorpora beschreiben? Welche Alternativen gibt es zu der verbreiteten literaturwissenschaftlichen Praxis, Notizbücher auf einzelne Notate hin zu lesen? Notizbuch als space: Welche Lokalisierungsstrategien lassen sich in Notizbüchern beobachten? Dauer und Routine: Welche Folgen hat Notieren als tägliche Praxis und als Habitus? Ist Notieren eine intellektuelle Form? Welchen epistemologischen Eigenwert hat Notieren? Wie lässt sich das Verhältnis von Systematisierung und Zufall im Notizbuch fassen? Welche Strategien der Relektüre werden in Notizbüchern sichtbar? Was kontrolliert Relektüren eigener Notizen? Welche Textbewegungen lösen sie möglicherweise aus? Wie spielen kleine und große Textformen zusammen? Wie sollen Notizbücher ediert werden? Wie ist das Verhältnis von Handschrift, Marginalien und Druckbild? An diesen Forschungsfragen zu arbeiten, sie zu stellen und zu testen, ist das Ziel des Workshops. Die Fallstudien werden unter anderem die Notizbücher Friedrich Schlegels und Theodor Fontanes umfassen. ...> Programm (pdf)
Vortrag "Heimatforschung" (17. Forschungskolloquium)
GFK-Fellow Prof. Dr. Nikolaus Wegmann (Princeton/Mainz), Fakultätssaal, Philosophicum, 18:15 Uhr
Die Heimat wird gepflegt oder denunziert. Erforscht wird aber die "Weltgesellschaft", der "atopische Raum" oder die "Globalisierung". Berge und Kühe, Heimweh und Landschaftsliebe scheinen vormoderne, nur noch anachronistische Motive. Lässt sich Heimat überhaupt als ein Problem der Forschung bearbeiten?